29. Oktober / 1830h / Beisheim Center, Berlin: Präsentation der Forschungsergebnisse / Future Urban Industries – Warum die Industrie wieder näher an die Stadt rücken sollte

Attraktive städtische Standorte haben im Rennen um die besten Köpfe die Nase vorn, sie sind Nährboden für Ideen und Innovationen. Hier finden Unternehmen und Forschungseinrichtungen die Mitarbeiter, die sie benötigen. Mit dem Wandel von Industriegesellschaft zu Wissensgesellschaft ist die Industrie allerdings oftmals aus dem Blickfeld der Städte verschwunden. Gleichzeitig haben die Krisen der vergangenen Jahre wieder deutlich gezeigt, welchen Wert Deutschlands industrielle Basis hat. Heute sind wissensintensive Industrien die Pioniere einer Reindustrialisierung der Städte: Future Urban Industries brauchen urbane Räume, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Was kann getan werden, um eine neue Symbiose von Industrie und Stadt zu stärken?

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Die deutsche Industrie unterliegt einem grundsätzlichen Strukturwandel: Ihre Wettbewerbsfähigkeit hängt zunehmend von der Verfügbarkeit des Produktionsfaktors „Wissen“ ab. Die Kompetenz, Informationen zu verarbeiten und in kommerzialisierbare Innovation zu wandeln, wird mehr und mehr eine Grundvoraussetzung für Unternehmen, um sich behaupten zu können.

Die Ressource Wissen steht allerdings nur in bestimmten geografischen Räumen in ausreichendem Maße zur Verfügung – nämlich Städten. Außerdem ist dieser Produktionsfaktor in seinen Reallokationsmöglichkeiten ausgesprochen begrenzt. Auf der anderen Seite sind industrielle Produktionsprozesse in allgemeiner Auffassung wenig kompatibel mit Städten als dem geografischen Raum, der ihren wesentlichen Produktionsfaktor in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stellt. Wie lassen sich also die Industrie und ihr wertvollster Produktionsfaktor zusammenbringen?

Dieser Frage hat sich die intersektoral zusammengesetzte Arbeitsgruppe „Future Urban Industries“ in den letzten 10 Monaten gewidmet, deren Ergebnisse im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt und offen diskutiert werden.

| VORSTELLUNG DER PROJEKTERGEBNISSE UND MODERATION

| Martin Schössler, Fellow, Leiter des Projekts „Future Urban Industry“, stiftung neue verantwortung

| KOMMENTARE

| Prof. Dr. Klaus J. Beckmann, Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer,Deutsches Institut für Urbanistik

| Dirk Heilmann, Chefökonom, Handelsblatt

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Ergebnisse der Führungskräfteumfrage zu den “Future Urban Industries”

von Dr. Daniela Baer, Associate 2011-2012

Mit dem Thema Future Urban Industries (FUI) hat das Projektteam der Stiftung Neue Verantwortung den Puls der Zeit getroffen. Dies zeigt auch die rege Teilnahme an der aktuellen Umfrage zu diesem Thema. Im Juli 2012 wurde die erste Publikation, das Policy Paper, an die relevanten Akteure in dem Themenbereich FUI in Deutschland versandt und diese gleichfalls aufgefordert an der Umfrage teilzunehmen.

Die Ergebnisse der Umfrage geben einen aktuellen Überblick darüber, wie das Thema FUI in Deutschland wahrgenommen wird und wie die befragten Experten die Entwicklung sehen.

Der `Puls der Zeit` zeigt sich in der Bedeutung, die die Expertem dem Thema Industrie für die zukünftige Entwicklung des urbanen Raumes zumessen: Über 90 % der Experten schätzen die Industrie als `Wichtig` (63,5)% oder `Sehr Wichtig`(28,6%) ein. Lediglich 7,9 % messen ihr einen eher unwichtigen` Stellenwert bei.

Dabei sind es vor allem die Informations- und Kommunikationstechnologien und die `neuen` Manufakturen, die nach Ansicht der Experten die Entwicklung prägen. Einen vergleichsweise hohen Stellewert wird ebenfalls der Medizintechnik und der Biotechnologie beigemessen. Auffallend ist, dass die `klassischen` deutschen Industriezweige – Automobil und Maschinenbau – als vergleichsweise unbedeutend eingeschätzt werden. Es sind demnach die Zukunftstechnologien, welche die Industrien in den Städten prägen und die Bedeutung der Stadt als Innovationszentrum hervorheben werden.

Welche deutschen Städte werden nach Ansicht der Experten zu den zukünftigen Gewinnern gehören? München, Stuttgart und Hamburg! Warum? Weil Sie es schaffen…

– „ …Industrie zu halten, neue stadtverträgliche Industrie anzusiedeln und hochwertschöpfende Dienstleistungen darum zu gruppieren.“

– „…wettbewerbsfähige, immissionsfreie und wertschöpfende Standorte sein, über die sich ihre Einwohner so richtig freuen können.“

– „…den Nährboden für innovative Milieus bilden.“

So die Aussagen der Befragten. Doch die Rangliste der Gewinnerstädte weist noch weitere Städte aus (n=133):

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Es sind v.a. vier Schlüsselfaktoren, welche die positive Entwicklung zwischen urbanem Raum und Industrie bedingen:

Platz 1: Die Fähigkeit innovative Produkte herzustellen und die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte

Platz 2: Verfügbarkeit von Bildungs- und Forschungseinrichtungen

Platz 3: Gelungene Mischung von Einzelhandel, Wohnen und Wohnraum als auch der Einklang von Umwelt und Produktion

Platz 4: Gelungene Vernetzung der Unternehmen mit der Nachbarschaft als auch die Verfügbarkeit von Flächen

Und welche Industrien schaffen es bereits heute, von der Symbiose von Stadt und Industrie zu profitieren? Als Beispiele werden genannt: Audi (Neckarsulm), Sick (Freiburg), Bosch (Stuttgart), BASF (Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen), SAP (Mannheim, Heidelberg), Bayer (Berlin), Novartis (Basel), Siemens (Wien), VW (Pamplona) als auch kleinere Player wie Krabag (Hamburg) oder die Unternehmensgruppe Freudenberg (Freudenberg).

Die Zukunft wird zeigen, wie Industrie und Stadt sich verbinden und voneinander profitieren. Eines ist sicher, es bedarf den „…Mut neue Wege zu gehen“ , „Politiker mit Visionen“ und „aufgeschlossene Bürger und Bürgerinnen!“.

Die Ergebnisse dieser Umfrage fließen in die Arbeit des Projektteams FUI ein und finden sich ebenfalls in der folgenden Publikation, dem Policy Paper. Dieser wird aller Voraussicht nach im Oktober 2012 veröffentlicht.