The Insourcing Boom

Changes in the global economy were coming into focus that made this more than just an exercise—changes that have continued to this day.

  • Oil prices are three times what they were in 2000, making cargo-ship fuel much more expensive now than it was then.
  • The natural-gas boom in the U.S. has dramatically lowered the cost for running something as energy-intensive as a factory here at home. (Natural gas now costs four times as much in Asia as it does in the U.S.)
  • In dollars, wages in China are some five times what they were in 2000—and they are expected to keep rising 18 percent a year.
  • American unions are changing their priorities. Appliance Park’s union was so fractious in the ’70s and ’80s that the place was known as “Strike City.” That same union agreed to a two-tier wage scale in 2005—and today, 70 percent of the jobs there are on the lower tier, which starts at just over $13.50 an hour, almost $8 less than what the starting wage used to be.
  • U.S. labor productivity has continued its long march upward, meaning that labor costs have become a smaller and smaller proportion of the total cost of finished goods. You simply can’t save much money chasing wages anymore.

http://m.theatlantic.com/magazine/archive/2012/12/the-insourcing-boom/309166/

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Anmerkungen zum Projekt Future Urban Industries

von Prof. Dr. Klaus Brake

 

Das Projekt Future Urban Industries ist ein Plädoyer dafür, die Zukunft von Industrie in der Stadt erfolgversprechend zu prüfen.

Das ist unserer Entwicklungs-Situation angemessen und verdienstvoll.

Bei der Klärung, inwieweit das so ist und wie damit umzugehen wäre, sollten programmatische (Absichts-)Aspekte, analytische (Ermöglichungs-)Aspekte und konzeptionelle (Standort-Profil-)Aspekte deutlicher auseinander gehalten werden; dabei sind zentrale Positionen / Annahmen dieses Vorhabens zu diskutieren und zu präzisieren.

Die Marke Future Urban Industries sollte ruhig in Deutsch kommuniziert werden. Dann geht es nämlich – wie die Diskussion gezeigt hat – offenbar um: Zukunft, um Industrie und um Stadt.

Was also ist damit gemeint?

„Zukunft“: das ist hier weniger ein Problem, denn eine Herausforderung.

„Stadt“: sie wird geläufig als urbanes Umfeld verstanden. Wie wichtig aber soll „urban“ in diesem (oder einem anderen?) Sinne genommen werden? Je nachdem könnte die Kernstadt in den Blick kommen, oder eben (wie auch vorgeschlagen) die Stadtregion.

Das wäre zum einen für das (weitere) Vorhaben zu präzisieren.

„Industrie“, der Schlüsselbegriff dieses Vorhabens:

Als Wort-Synonym für industries würde es neutral um „Wirtschaftszweige“ gehen, im speziellen hier wohl um manufacturing. Das wäre begrifflich vielleicht auch garnicht so schlecht (s.u.). Denn „Industrie“ in einer Diskussion für Deutschland kann (wie sich im Gespräch auch gezeigt hat) leicht irreführend und kontraproduktiv wirken. Assoziiert wird nämlich „große“ (d.h. schwere) Industrie“ bzw. durchrationalisierte „fordistische Industrie“.

Dieser Charakter ist nicht mehr der zukünftig tragende – und damit kommuniziert „Industrie“ eine falsche Orientierung dessen, worum es mit diesem Projekt doch gehen soll.

Zielführender ist (wie im englischen manufacturing): Fertigung – im Unterschied zu Dienstleistungen.

Das wäre zum anderen für das (weitere) Vorhaben als zentrale Annahme zu präzisieren – und entsprechend auszudifferenzieren.

Die nachvollziehbare Absicht, Fertigung in Städten zu unterstützen, vorausgesetzt, könnte die analytische Frage demnach lauten:

Inwieweit kann es Fertigung in urbanem Umfeld geben?

Das ist eine notwendige Frage, denn diese Konstellation kollidiert weniger mit entsprechender Flächenextensität oder Umweltbelastung (den Erscheinungsformen insbesondere des überkommenen Industrie-Typs), als im Kern mit den marktwirtschaftlichen Grund-Bedingungen der Bodenrente, denen zufolge diejenigen Wirtschaftstätigkeiten sich regelmäßig aus städtischen / urbanen Standorten zurück ziehen (müssen), die keine adäquate Flächen-Rendite realisieren.

Etwas präziser würde die Frage also lauten: Lassen sich – auf der analytischen Ebene des Vorhabens – Potenziale für eine entsprechende Art von Fertigung in urbanem Umfeld identifizieren? (deren angemessenen Standorte dann (erst) zu definieren wären).

Das kann m.E. nur anhand der Figur „wissensintensive Ökonomie“ geklärt werden, die im Vorhaben bislang aber eher nur deklamatorisch mal vorkommt.

Dabei geht es um eine m.E. viel tragendere Kategorie als vielfach verhandelt. Gemeint ist eine der wesentlichen Ebenen, auf denen sich die aktuelle – und vergleichsweise sehr markante – Phase des permanenten Strukturwandels auswirkt. Rufen wir uns dazu hier jetzt nur kursorisch die zentralen Begriffe, wie: weitere und radikale „Globalisierung“, „Flexibilisierung“ und „Deregulierung“, auf, ohne sie bereits detaillierter auszuwerten, so läßt sich – im Ergebnis ihres Zusammenwirkens – für den Kontext dieses Vorhabens festhalten: Wir haben uns auf eine Güter-Produktion einzustellen, die sehr viel situativer verfaßt ist und schneller modifizierbar und auch kulturell jeweils adaptierbar sein muß. Und diese erfordert – allein auf der Produktions-Seite und auch noch unabhängig vom konkreten Arbeitsprozeß – einen weitaus höheren wirklich integrierten (und nicht nur zugelieferten) Anteil von FuE und von einem Erfahrungs- und Gestaltungs-Wissen, das erheblich kultur- und sozialwissenschaftlich auch fundiert ist (Lebensstiele). Im Ergebnis wird der Anteil „maßgeschneiderter“ bzw. „intelligenter“ Fertigung ganz erheblich zunehmen (zwischen Turbinen und Brillen, zwischen Pharmaka und Interieur), neben weiterhin notwendiger Massen-Fertigung. Darin könnten Potenziale für eine entsprechende Art von Fertigung in urbanem Umfeld identifizierbar sein, und zwar eben im Feld wissensintensiver Ökonomie, zu dem darüberhinaus FuE, strategische unternehmensberatende Dienstleistungen und Kreativwirtschaft zu zählen sind.

Auf einer entsprechenden Basis wäre dann zu klären: Welche für Wirtschafts-Subjekte individuell praktizierbaren Rahmenbedingungen sind dafür wichtig?

Auf der einen Seite sind das spezifisch qualifizierte und gezielt motivierbare MitarbeiterInnen. Sie brauchen Anregungen für die Produkte/Leistungen, die entsprechend individualisierend „ankommen“ sollen („Inspirationen“), und ebenso eine realisierbare work-life-balance. Für beides sind – auf der anderen Seite – urbane Umfelder die potenziellen „Optionsräume“. Und natürlich bieten gerade europäisch/atlantische Städte entsprechende strukturelle Qualitäten. Mit ihrer Nutzung durch eine veränderte Arbeits-/Produktions- und Reproduktions-Art (eben der „wissensintensiven Ökonomie“) kommt es zu derjenigen (Wieder-)Inwertsetzung städtischer Strukturen, für die der ewig bemühte R. Florida allein die bloße Existenz von TTT verantwortlich machen will. Dabei ist zu differenzieren, in welchem Maße ein betont urbanes Umfeld von jeweils spezifischer Bedeutung ist im Spektrum insbesondere zwischen Fertigung und Kreativwirtschaft – und damit der Aktionsraum „Kernstadt“ bzw. „Stadtregion“ die jeweils adäquate Untersuchungsfolie.

Facit 1

Neuartige Formen von Fertigung in urbanem Umfeld kann es geben. Eine ganz bestimmte Ausprägung „intelligenter“ Fertigung scheint sogar auf urbane Standorte angewiesen zu sein, und sie verspricht – mit ihrem hohen know-how-Anteil – eine entsprechende Flächen-Rendite. Solche Fertigung kann es im Wechselverhältnis ihrer Arbeits-Strukturen und der Intensität von Urbanität abgestuft auch in der weiteren Stadtregion geben. Entsprechend differenzierte Typen stadtaffiner Fertigung wären zu generieren.

Facit 2

Demgemäße Aktions-/Standort-Strukturen gilt es (zu identifizieren und) zu ertüchtigen (s. auch: Lissabon-Strategie / Metropolregionen). Darin liegen gerade Deutschlands (siedlungsstrukturell bedingten) Potenziale / Stärken.

Facit 3

Vorrangiger weiterer Klärungs- bzw.: Forschungs-Bedarf liegt nicht gleich – wie annonciert –beim „Fabrikbau“. Plausible Typen stadtaffiner Fertigung sind zunächst in Beziehung zu setzen zu damit kompatiblen räumlichen Nutzungs-Strukturen in urbanem Umfeld (Typen / Kernstadt/Stadtregion). Erst danach kann sinnvoll über gebäudliche Lösungen nachgedacht werden.

 

Kontakt zum Autor:

Prof. Dr. Klaus Brake
Technische Universität Berlin
Center for Metropolitan Studies

klaus.brake@metropolitanstudies.de
www.metropolitanstudies.de

 

Hintergrund:

Prof. Dr. Klaus Brake (geb. 1940) hat Architektur und Städtebau an der Technischen Universität Berlin studiert und an der Universität Bremen promoviert. Von 1975 bis 2000 hatte er an der Universität Oldenburg eine Professur für Stadt- und Regionalentwicklung inne. Seit 2000 arbeitet Klaus Brake selbstständig als Berater in Berlin. Gegenwärtig ist Klaus Brake zudem Gastprofessor am Center for Metropolitan Studies der Technischen Universität Berlin. Sein mittelfristiger Forschungsschwerpunkt sind Ursachen und Herausforderungen von Reurbanisierung im Kontext der Wissens- und Kreativökonomie.

Zur weiterführenden Lektüre empfohlen u.a.:

http://www.pressestelle.tu-berlin.de/newsportal/forschung/2010/tui0210_am_oekonomischen_limit/

http://www.berlin-institut.org/interviews/klaus-brake.html

 

 

29. Oktober / 1830h / Beisheim Center, Berlin: Präsentation der Forschungsergebnisse / Future Urban Industries – Warum die Industrie wieder näher an die Stadt rücken sollte

Attraktive städtische Standorte haben im Rennen um die besten Köpfe die Nase vorn, sie sind Nährboden für Ideen und Innovationen. Hier finden Unternehmen und Forschungseinrichtungen die Mitarbeiter, die sie benötigen. Mit dem Wandel von Industriegesellschaft zu Wissensgesellschaft ist die Industrie allerdings oftmals aus dem Blickfeld der Städte verschwunden. Gleichzeitig haben die Krisen der vergangenen Jahre wieder deutlich gezeigt, welchen Wert Deutschlands industrielle Basis hat. Heute sind wissensintensive Industrien die Pioniere einer Reindustrialisierung der Städte: Future Urban Industries brauchen urbane Räume, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Was kann getan werden, um eine neue Symbiose von Industrie und Stadt zu stärken?

| LINK ZUR ANMELDUNG

Die deutsche Industrie unterliegt einem grundsätzlichen Strukturwandel: Ihre Wettbewerbsfähigkeit hängt zunehmend von der Verfügbarkeit des Produktionsfaktors „Wissen“ ab. Die Kompetenz, Informationen zu verarbeiten und in kommerzialisierbare Innovation zu wandeln, wird mehr und mehr eine Grundvoraussetzung für Unternehmen, um sich behaupten zu können.

Die Ressource Wissen steht allerdings nur in bestimmten geografischen Räumen in ausreichendem Maße zur Verfügung – nämlich Städten. Außerdem ist dieser Produktionsfaktor in seinen Reallokationsmöglichkeiten ausgesprochen begrenzt. Auf der anderen Seite sind industrielle Produktionsprozesse in allgemeiner Auffassung wenig kompatibel mit Städten als dem geografischen Raum, der ihren wesentlichen Produktionsfaktor in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stellt. Wie lassen sich also die Industrie und ihr wertvollster Produktionsfaktor zusammenbringen?

Dieser Frage hat sich die intersektoral zusammengesetzte Arbeitsgruppe „Future Urban Industries“ in den letzten 10 Monaten gewidmet, deren Ergebnisse im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt und offen diskutiert werden.

| VORSTELLUNG DER PROJEKTERGEBNISSE UND MODERATION

| Martin Schössler, Fellow, Leiter des Projekts „Future Urban Industry“, stiftung neue verantwortung

| KOMMENTARE

| Prof. Dr. Klaus J. Beckmann, Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer,Deutsches Institut für Urbanistik

| Dirk Heilmann, Chefökonom, Handelsblatt

Deutsche Städte blühen auf – die Industrie kehrt in die Stadt zurück und mit ihr der wirtschaftliche Wohlstand

Autorinnen: Dr. Daniela Baer, Regina Sonntag

Die deutsche Pharmaindustrie entwickelt in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts ein einzigartiges Medikament – ‘longlife‘- , welche das menschliche Immunsystem so drastisch stärkt, dass selbst chronische Krankheiten mittel- bis langfristig durch die körpereigenen Ressourcen geheilt werden können. Dieses Medikament ist nicht nur ein Segen für die Menschheit, sondern auch das i-Tüpfelchen der einmaligen wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte Deutschlands, die 2012 ihren Ursprung nimmt und Deutschland im Jahr 2030 zum neuen Zugpferd der Globalisierung werden lässt.

In diesem Jahr wird von der Bundesregierung die Bedeutung der Industrie für die Zukunft der deutschen Wirtschaftskraft (wieder-)erkannt und ein interdisziplinärer Expertenrat zur Zukunft der Industrie, „Future Industries“, einberufen. Unter den weitsichtigen Experten herrschte Einigkeit darüber, dass sich die Zukunft der Industrie nicht ohne die Stadt als Verortungsraum der Industrie denken lässt. Die Stadt wird als Keimzelle erkannt, da nur hier ein qualifiziertes Fachkräfteangebot auf eine Hohe Innovationsfähigkeit, u.a. aufgrund der Nähe zu Forschungseinrichtungen, trifft.

Die Handlungsempfehlungen des Rates werden von Seiten der Regierung zeitnah aufgegriffen und umgesetzt. Als wichtigste Neuerung gilt hierbei die Etablierung einer Taskforce „Future Urban Industrie“ zwischen Wirtschafts-, Finanz-, Bau- und Sozialministerium, welche – ausgestattet mit dem größten Finanzierungspaket in der Geschichte der Bundesrepublik (Sondervermögen aus den letzten Privatisierungserlösen des Bundes) – sich der Verbesserungen der Ausgangsbedingungen für die Industrie in den Städten annimmt. Diese bundesweite Wirtschaftsförderungsbestrebungen (u.a. Forcierung der Clusterinitiativen, Ausbau des aktiven Flächenmanagements, Gesetzesnovellierung zur besseren Vereinbarung verschiedener Nutzungsformen (Wohnen-Industrie-etc.)) finden auch in der Stadtentwicklungspolitik und Wirtschaftsförderung von urbanen Stadtregionen ihren Niederschlag. Auf dieser Ebene wird vorrangig in hochqualifiziertes Personal investiert, welches als zentrale Schlüsselfigur den Dialog zwischen den beteiligten Stakeholdern in den Städten intensiviert und als Impulsgeber die Entwicklung der Industrien beflügelt.

Als weitere Neuerung erhöht die Taskforce die Kapitalverfügbarkeit für die Industrie als auch für die Städte durch neue Förderprogramme.

So sind es in der Folge gerade die regionalen Netzwerke, bestärkt durch die Clusterförderung und gezielt moderiert und gemanagt durch charismatische Wirtschaftsförderer bzw. Clustermanager, die Erfolgsgeschichten wie das Medikament ‘longlife‘ Wirklichkeit werden lassen. Die Netzwerke finden sich ausschließlich in den Städten, da nur hier eine gute industrielle Basis, die Nähe zu Forschungseinrichtungen, ein kreatives Milieu und ein hochspezialisiertes und motiviertes Arbeitskräfteangebot zusammenkommen. Innerhalb dieser räumlich engen, auf face-to-face Kontakten aufbauenden Netzwerke werden Innovationen zum Selbstläufer, quasi wie ehemals die industriellen Produkte in den Zeiten der Massenfertigung, „am Fließband produziert“. Eine der weiteren Gründe hierfür liegt in dem hohen Bildungsstand der Fachkräfte. Das Bildungsministerium hat seine „Hausaufgaben“ des Expertenrates erfüllt und bereits 2012 mit dem Umbau des Bildungssystems hin zum „skandinavischen Modell“ begonnen. Daneben sichert eine intelligente Einwanderungspolitik den Zuzug ausgebildeter Fachkräfte und die gutbudgetierten Stadtmarketinggesellschaften dafür, dass sich hochqualifizierte Arbeitskräfte in den Städten wohlfühlen (z.B. Erhöhung der Kulturausgaben, Schaffung durchmischter Quartiere, …). Im Zuge der Revitalisierung der Städte und zeichnen sich gerade die urbanen Zentren für Hochqualifizierte und Zuwanderer aus dem Ausland durch eine hohe Attraktivität aus.

In den Städten ist ein aktives Flächenmanagement installiert, dass neben einem umfassenden Flächenkataster auch die Verfügbarkeit der (Brach-)Flächen sicherstellt (u.a. Programme zur Altlastensanierung, rechtl. Klärung der Eigentümerverhältnisse, aktive Ansprache der Eigentümer/Projektentwickler, Flächenvorratspolitik etc.). Diese Maßnahmen wirken sich ebenfalls positiv auf den Preis der Flächen aus, so dass den Industrien nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ ein attraktives Flächenangebot bereit steht.

All diese Entwicklungen schlagen sich schnell im Stadtbild wieder, denn bereits 2013 siedeln sich wieder vermehrt Industrien in den deutschen Städten an. Anfangs handelt es sich zunächst um (Rück-) Verlagerungen einzelner Unternehmensbereiche, welche in peripheren Räumen zusehends Schwierigkeiten mit der Anwerbung qualifizierten Personals hatten (s.o.). Nach und nach greifen darüber hinaus die vielfältigen Förderungsmaßnahmen und zunehmend entstehen

Unternehmensneugründungen oder –erweiterungen. In den Städten finden sich nicht nur die Verwaltung oder Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen, sondern gerade auch die Produktion entdeckt den Standort Stadt für sich. Wobei sich diese Produktion sehr diversifiziert darstellt. Neben der kleineren Serienproduktion mit technologisch anspruchsvoller Technik und hoher Flexibilität finden sich auch sehr handwerkliche Produktionsweisen im Bereich des modernen Manufakturwesens. Ein Beispiel ist die deutsche Weltmarke ecowear, welche durch die Produktion ökologischer Haute Couture in kleinen Stückzahlen den fashion-markt revolutionierte. Durch diese Breite an Branchen und Produktionsmethoden, verbunden mit einem immerwährenden Nachschub neuer Ideen und Produkte, verringert die deutsche Wirtschaft ihre Anfälligkeit für konjunkturelle Schwankungen.

Das dichte räumliche Nebeneinander von Industrie und Mensch/Natur in den deutschen Städten ermöglicht der technologische Fortschritt, der Emissionen der produzierenden Unternehmensbereiche zu einem vernachlässigbaren Punkt werden lässt. Die Umweltqualität insgesamt erhöht sich. Das Nebeneinander wird gleichfalls durch das starke Engagement der Unternehmen vor Ort beflügelt (z.B. Sponsoring, mitarbeiterfreundliche Beschäftigungsmodelle,…), so dass von einem „neuen Miteinander“ zwischen Stadtbewohnern und Industrie gesprochen werden kann.

Blick in die industrielle Zukunft der Stadt …aber wie?

Autorinnen: Dr. Daniela Baer, Regina Sonntag

Umweltverträgliche und effiziente Technologien ermöglichen heute ein neues Miteinander von Industrie und Stadt. Eine Reihe von Beispielen (Gläserne Manufaktur (VW) in Dresden oder Trumpf in Ditzingen) zeugen bereits von dieser neuen – oder besser: wiedererstarkten – Symbiose. Eine neue Zukunft der Industrie in der Stadt liegt in ihren Anfängen, doch wie sieht die Zukunft aus?

Ausgangspunkt der Überlegungen im Projektteam Future Urban Industries sind dabei zwei Grundannahmen:

I. Klare und eindeutige Prognosen über die Entwicklung der Städte und Industrien sind aufgrund einer hohen Zukunftsunsicherheit schwer möglich.

Lineare Hochrechnungen aktueller Wirtschaftentwicklungen sind kaum geeignet, die Zukunft präzise vorherzusagen. So ist das zu erwartende Wachstum oder die Abwanderung aus Regionen nicht vorhersehbar oder es lassen sich nur bedingt Vorhersagen über das Kreativpotential verschiedener Stadtteile treffen.

Gleichzeitig sind Industriebetriebe extremen Veränderungsmechanismen ausgesetzt. Unterschieden werden kann zwischen internen Faktoren (z. B. betriebswirtschaftliche, strategische, produkt- oder prozessorientierte Anpassungen, Innovationskraft) und externen Faktoren (z. B. technologischer Fortschritt, Ressourcen, Gesellschaft, Politik, Markt, Standortanpassungen). Mögliche Reaktionen der Unternehmen auf diese Zukunftsunsicherheit sind z.B. zurückhaltende Investitionstätigkeit in Produktion, Entwicklung, Personal, Gebäudebestand.

II. Die Zukunft der Stadt ist geprägt durch eine Vielfalt paralleler und vernetzter Entwicklungen.

Der technologische Wandel, neue Mobilitäts- und Logistikkonzepte oder der demographische Wandel sind Faktoren, die gleichzeitig zueinander ablaufen und zu hoch komplexen, städtischen Systemen führen können (vgl. Abb. 2). Die Gleichzeitigkeit von z.B. Schrumpfungsmechanismen in benachteiligten Regionen („shrinking cities“) und die clusterartige Verdichtung in Ballungsräumen („Blaue Banane/Blauer Stern“) stellt die Gesellschaft vor enorme Herausforderungen. Dabei finden sich diese Entwicklungen häufig auch kleinräumig nebeneinander innerhalb einer Stadt.

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Gleichzeitigkeit und Ausprägungsvielfalt der Faktoren

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Komplexität von Netzwerken –

Vielfalt der Vernetzung

Eine Antwort auf die beschriebene Zukunftsunsicherheit ist die Methode der Szenariotechnik. Die Szenarien dienen der Darstellung der vielfältigen zukünftigen Entwicklungen und bilden die Basis für heutige Entscheidungen in den Bereichen Standortplanung, Wirtschaftsförderung, Produktentwicklung und Produktionsgestaltung etc.

Das siebenköpfige FUI Team hat in einem ersten Schritt das Szenariofeld umrissen (Schritt 1, siehe unten stehende Grafik). Es umschreibt alle Einflussfaktoren auf die Industrie und die Stadt. Dabei wurden die drei Maßstabsebenen Mikro (konkreter Standort), Meso (näheres Umfeld) und Makro (Region bzw. Global) unterschieden, um eine klare Differenzierung der räumlichen Einflussebenen der verschiedenen Faktoren zu gewährleisten.

Die identifizierten 80 Einflussfaktoren wurden einer Einflussanalyse unterzogen, um jene Faktoren, zu identifizieren, die aktiv als auch passiv einen hohen Wirkungsgrad auf den Themenkomplex ‚Future urban Industries’ aufweisen (Schritt 2). Im Ergebnis wurden 12 Schlüsselfaktoren benannt, welche entscheidend für die zukünftige Entwicklung der Industrien in den Städten sind. Die folgende Grafik zeigt die Faktoren auf und in welcher Art und Weise sie Einfluss auf den Untersuchungsgegenstand nehmen.

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Einflussnahme der Faktoren auf die Entwicklung der Future Urban Industries in der Stadt

In einem dritten Schritt erarbeitete das Projektteam für jeden dieser Schlüsselfaktoren Projektionen, welche die unterschiedlich möglichen zukünftigen Entwicklungspfade beschreiben. Diese Projektionen bilden die Grundlage zu den Szenarien, die mit unterschiedlicher Ausprägung (Positiv, Trend, Negativ) formuliert werden können.

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Schematische Darstellung der Durchführung der Szenariotechnik (Heinz Nixdorf Institut, Paderborn nach J. Gausemeier „Ein Handbuch für die Strategische Planung u. Entwicklung der Produkte von morgen“, Carl Hanser Verlag, 2001)

Wesentliches Merkmal der Szenarien ist, dass sie sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern als mögliche Entwicklungen parallel in Erscheinung treten können. In diesem Projekt wurden zwei konsistente extreme Szenarien (Positiv- und Negativszenario) entwickelt, welche eine komplexe Grundlage zur Ableitung von Handlungsempfehlungen für die zukünftige Umsetzung der ‚Future Urban Industries’ bilden.

Ergebnisse der Führungskräfteumfrage zu den “Future Urban Industries”

von Dr. Daniela Baer, Associate 2011-2012

Mit dem Thema Future Urban Industries (FUI) hat das Projektteam der Stiftung Neue Verantwortung den Puls der Zeit getroffen. Dies zeigt auch die rege Teilnahme an der aktuellen Umfrage zu diesem Thema. Im Juli 2012 wurde die erste Publikation, das Policy Paper, an die relevanten Akteure in dem Themenbereich FUI in Deutschland versandt und diese gleichfalls aufgefordert an der Umfrage teilzunehmen.

Die Ergebnisse der Umfrage geben einen aktuellen Überblick darüber, wie das Thema FUI in Deutschland wahrgenommen wird und wie die befragten Experten die Entwicklung sehen.

Der `Puls der Zeit` zeigt sich in der Bedeutung, die die Expertem dem Thema Industrie für die zukünftige Entwicklung des urbanen Raumes zumessen: Über 90 % der Experten schätzen die Industrie als `Wichtig` (63,5)% oder `Sehr Wichtig`(28,6%) ein. Lediglich 7,9 % messen ihr einen eher unwichtigen` Stellenwert bei.

Dabei sind es vor allem die Informations- und Kommunikationstechnologien und die `neuen` Manufakturen, die nach Ansicht der Experten die Entwicklung prägen. Einen vergleichsweise hohen Stellewert wird ebenfalls der Medizintechnik und der Biotechnologie beigemessen. Auffallend ist, dass die `klassischen` deutschen Industriezweige – Automobil und Maschinenbau – als vergleichsweise unbedeutend eingeschätzt werden. Es sind demnach die Zukunftstechnologien, welche die Industrien in den Städten prägen und die Bedeutung der Stadt als Innovationszentrum hervorheben werden.

Welche deutschen Städte werden nach Ansicht der Experten zu den zukünftigen Gewinnern gehören? München, Stuttgart und Hamburg! Warum? Weil Sie es schaffen…

– „ …Industrie zu halten, neue stadtverträgliche Industrie anzusiedeln und hochwertschöpfende Dienstleistungen darum zu gruppieren.“

– „…wettbewerbsfähige, immissionsfreie und wertschöpfende Standorte sein, über die sich ihre Einwohner so richtig freuen können.“

– „…den Nährboden für innovative Milieus bilden.“

So die Aussagen der Befragten. Doch die Rangliste der Gewinnerstädte weist noch weitere Städte aus (n=133):

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Es sind v.a. vier Schlüsselfaktoren, welche die positive Entwicklung zwischen urbanem Raum und Industrie bedingen:

Platz 1: Die Fähigkeit innovative Produkte herzustellen und die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte

Platz 2: Verfügbarkeit von Bildungs- und Forschungseinrichtungen

Platz 3: Gelungene Mischung von Einzelhandel, Wohnen und Wohnraum als auch der Einklang von Umwelt und Produktion

Platz 4: Gelungene Vernetzung der Unternehmen mit der Nachbarschaft als auch die Verfügbarkeit von Flächen

Und welche Industrien schaffen es bereits heute, von der Symbiose von Stadt und Industrie zu profitieren? Als Beispiele werden genannt: Audi (Neckarsulm), Sick (Freiburg), Bosch (Stuttgart), BASF (Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen), SAP (Mannheim, Heidelberg), Bayer (Berlin), Novartis (Basel), Siemens (Wien), VW (Pamplona) als auch kleinere Player wie Krabag (Hamburg) oder die Unternehmensgruppe Freudenberg (Freudenberg).

Die Zukunft wird zeigen, wie Industrie und Stadt sich verbinden und voneinander profitieren. Eines ist sicher, es bedarf den „…Mut neue Wege zu gehen“ , „Politiker mit Visionen“ und „aufgeschlossene Bürger und Bürgerinnen!“.

Die Ergebnisse dieser Umfrage fließen in die Arbeit des Projektteams FUI ein und finden sich ebenfalls in der folgenden Publikation, dem Policy Paper. Dieser wird aller Voraussicht nach im Oktober 2012 veröffentlicht.

Zukunft der Stadtindustrie: Sind Manufakturen 2.0 die heimlichen Gewinner?

Wer aktuell eine Übersicht zu den Industrien der Zukunft sucht, stößt immer erneut auf Altbekanntes: IT, Medizintechnik und Biotechnologie werden, so die übereinstimmende Meinung von Fachjournalisten, Marktforschern und Unternehmensberatern in Zukunft die Hauptakteure und Hauptimpulsgeber für neues Wachstum sein. Wenig beachtet hat sich jedoch eine zweite Gruppe von bislang unzureichend definierten Unternehmen den Weg an die Spitze erschlossen: Das neue Manufakturwesen, die „Manufaktur 2.0“. Erste Zwischenergebnisse aus der aktuellen Umfrage der Forschungsgruppe „Future Urban Industries“ legen diesen Schluss nahe: Die befragten Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung votieren in großer Mehrzahl für die Spitzenrolle der neuen Manufakturen:

Kann Energiepolitik das Problem der Deindustrialisierung lösen? Eine Replik auf Günther Oettinger

Eine Replik auf den Gastbeitrag von Günther Oettinger, EU-Kommissar für Energie:

Die industrielle Basis schwindet – Für Günther Oettinger kann nur eine kluge Energiepolitik die Deindustrialisierung Europas verhindern.

Handelsblatt MONTAG, 16. JULI 2012, NR. 135

Deutschland profitiert von seiner starken industriellen Basis. Soweit kann ich dem Beitrag von Herrn Oettinger uneingeschränkt zustimmen. Und sie ist zweifellos ein Schlüsselfaktor für die Future Urban Industries. Aber dem anschließenden Schwenk von der industriellen Basis zur Energiepolitik verknüpft mit der Botschaft, dass nur eine kluge Energiepolitik die Deindustrialisierung Europas verhindern könne, stehe ich kritisch gegenüber. Das möchte ich gerne anhand einiger Punkte erläutern.

Die Industrie verbraucht laut BMWI „nur“ ca. 28 % der Energie in Deutschland (Link zur Quelle beim BMWI).

Der Ansatz einer Energiewende bzw. die damit verbunden Preissteigerung zielt damit nicht auf die industrielle Fertigung im Speziellen sondern auf ein allgemeines Umdenken. Hier wirkt bei der Preisbildung das „Naturgesetz“ von Angebot und Nachfrage, dass m.E. nicht durch die Energiepolitik ausgehebelt werden sollte. Mit dem gleichen Argument, mit dem Herr Oettinger eine „Bezahlbarkeit“ der Energie fordert, um einen Wettbewerbsnachteil für die Industrie in Europa zu vermeiden, kann man die Senkung der Gewerbesteuer, der Mehrwertsteuer, der Mineralölsteuer, der Lohnnebenkosten und so fort verlangen. Es ist letztlich ein (Kurz-) Schluss, der den Zusammenhang stark vereinfacht.

Gerade die von ihm genannten Industrien der Metallherstellung sind (zum Teil noch) in Deutschland angesiedelt, da hier das Branchenwissen, die Sekundärstoffmärkte und die Absatzmärkte vorhanden sind. Zumal die Preisaufschläge des EEG bei den großen Abnehmern kaum greifen, wie Stefan Schultz eindrucksvoll aufzeigt (Link zu Spiegel Online). Andererseits zeigt die Abwanderung der Eisen- und Stahlindustrie aus dem Ruhrgebiet in den letzten Jahrzehnten, dass eine Schrumpfung in dieser Branche nicht erst durch die Energiewende bzw. Strompreissteigerung hervorgerufen wurde. Gerade für das Ruhrgebiet ist daher die Entwicklung von Future Urban Industries, wahrscheinlich ohne metallherstellende Industrie, besonders wichtig.

Ferner muss bzgl. der Preissteigerung die Frage erlaubt sein: Wer macht denn den Strompreis? Energiekonzerne in Deutschland sind lukrative Unternehmen. Sie verdienen am Vertrieb der Energie, das ist ihr Geschäft. Dafür müssen sie aber auch die Verantwortung für eine nachhaltige Gewinnung und leistungsfähige Infrastruktur übernehmen. Wenn in dieser Branche mit vier Hauptwettbewerbern nun durch eine Energiewende die Gewinne geringer ausfallen, ist das volkswirtschaftlich vertretbar. Man klagt in dieser Branche auf hohem Niveau (s.u.), welches z.T. auch durch längere Laufzeiten der alten, abgeschriebenen und nicht auf mehr dem neuesten Stand der Technik befindlichen Atomkraftwerke erreicht wurde. Und damit entsteht der Gewinn auch auf Kosten der Gesellschaft.

Deutschlands größter Energiekonzern Eon verdaut weiter die Folgen des Atomausstiegs und des verschärften Wettbewerbs. Die Abschaltung mehrerer Atomkraftwerke, ein schwächeres Gashandelsgeschäft sowie Probleme in Großbritannien belasteten in den ersten neun Monaten den Konzern, bei dem derzeit 11 000 Arbeitsplätze vor dem Aus stehen. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, stieg zwar der Umsatz um 21 Prozent auf 77,5 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank aber um 39 Prozent auf 6,553 Milliarden Euro. (Link zur Quelle)

Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE leidet weiter unter dem Atomausstieg und einer schwächeren Nachfrage in Europa. Die Essener wollen dennoch weiterhin das Vorjahresergebnis halten. In den ersten drei Monaten sackte der Umsatz leicht um 1,0 Prozent auf 15,59 Milliarden Euro ab, wie der DAX-Konzern in Essen bekanntgab. Das betriebliche Ergebnis ging um 13,8 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro zurück. Das um eine Reihe von Sondereffekten bereinigte so genannte nachhaltige Nettoergebnis sank um 20 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Ohne diese Bereinigungen fiel der Rückgang mit fast 28 Prozent noch höher aus. Mit den Zahlen lag RWE noch leicht unter den Schätzungen der von dpa befragten Analysten. Die RWE-Aktie lag vorbörslich leicht im Plus. (Link zur Quelle)

Deutschlands drittgrößter Versorger EnBW kämpft nach der Abschaltung von zwei seiner vier Atomkraftwerke weiter mit rückläufigen Gewinnen. Im Auftaktquartal dieses Jahres stieg zwar der Umsatz um 1,4 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro, wie der mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche Konzern am Dienstag in Karlsruhe mitteilte. Sinkende Strompreise auf den Großhandelsmärkten sowie der Stillstand von zwei Atommeilern in Neckarwestheim und Philippsburg ließen jedoch den um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) um 4,4 Prozent auf 914,8 Millionen Euro sinken. (Link zur Quelle)

Der in Deutschland beschlossene Atomausstieg und auch fallende Strompreise machten Vattenfall zu schaffen. Der in Deutschland beschlossene Atomausstieg hat das Jahresergebnis des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall schwer belastet. Der Gewinn 2011 sank um mehr als 300 Millionen Euro, das ist ein Fünftel (21 Prozent) weniger als im Vorjahr, wie das schwedische Staatsunternehmen mitteilte. Er belief sich auf 10,4 Milliarden Kronen (1,18 Mrd Euro) nach 13,2 Milliarden Kronen im Jahr 2010. Der Umsatz ging im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 181 Milliarden Kronen zurück. Die Wende in der Atompolitik in Deutschland habe die Bilanz mit 10,5 Milliarden Kronen belastet, sagte Konzernchef Øystein Løseth. (Link zur Quelle)

Es sollte zudem bedacht werden, dass die „Energiequellen“ für unsere heutige Stromproduktion Importe sind (Link zur Quelle). Hier stimmte ich mit Herr Oettinger überein, der als „Ziel der Energiepolitik eine effiziente Energieerzeugung und -verwendung“ fordert, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern. Der von ihm angemahnte effiziente Umgang mit Energie wird aber gerade über steigende Strompreise schnell erreicht. Erst wenn fossile Brennstoffe aufgrund ihrer Knappheit und der schwierigen Förderbedingungen immer teurer werden, rechnen sich Alternativen. Insofern besteht ein Widerspruch zur gewünschten „Bezahlbarkeit“ des Kommissars. Denn diese können wir bei unserem derzeitigen System nur erreichen, wenn die Rohstoffe bezahlbar bleiben. Das wir darauf aber kaum Einfluss haben bzw. der Verbrauch von fossilen Brennstoffen mehr als einen Nachteil hat, ist bekannt. Insofern bleibt der Gastbeitrag die Antwort schuldig, wie die kluge Energiepolitik in Bezug auf die Energiequellen gestaltet und die damit einhergehende Bezahlbarkeit sichergestellt werden soll.

Letztlich ist die infrastrukturelle Energieversorgung in Deutschland gesichert bzw. mit Investitionen absicherbar. Dies kann sowohl für ländliche als auch städtische Regionen angenommen werden, weshalb die Energiepolitik in Deutschland für die industrielle Basis und damit auch die FUI nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wenn die Infrastruktur für eine flächendeckende Versorgung nicht ausreicht, liegt dies womöglich eher daran, dass vor dem Ziel der kurzfristigen Gewinnmaximierung nicht ausreichend in das Netz investiert wird.

Als Fazit sei festgehalten, dass eine Versorgungssicherheit mit Energie in Deutschland und Europa gegeben sein muss, um eine effiziente und wettbewerbsfähige industrielle Produktion zu gewährleisten. Dafür haben die Energiekonzerne und auch die Politik Sorge zu tragen. Eine Garantie auf die „Bezahlbarkeit“ des Strom kann und wird es aber nicht geben. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Standortentscheidungen für die Produktion multikriteriell (also nicht nur über den Strompreis) getroffen werden und dabei hoffentlich bald auch die Städte in Deutschland wieder stärker in den Fokus rücken. Somit ist weitaus mehr gefordert als eine kluge Energiepolitik, um eine Deindustrialisierung Europas zu verhindern.

Umfrage: Wie wichtig ist die Industrie für die zukünftige Entwicklung des urbanen Raums?

Die Diskussion über ein neues Miteinander von Stadt und Industrie hat gerade erst begonnen. Unsere Umfrage dient in Verbindung mit der laufenden Diskussion dazu, einige Aspekte des Themas einzugrenzen und zu ordnen. Bis zum Herbst 2012 wird die Projektgruppe „Future Urban Industries“ weitere Handlungsempfehlungen erarbeiten und mit Vertretern aus Industrie, Politik und Verbänden über Lösungsmöglichkeiten und Zukunftsszenarien diskutieren.

An unserer Online-Umfrage können Sie hier teilnehmen: Zur Umfrage

Die Chancen Industrie- und Stadtentwicklung wieder stärker miteinander zu verzahnen sind da. Grundvoraussetzung dafür sind, dass die Unternehmen urbane Räume und ihre Besonderheiten gezielt in Ihre Überlegungen mit einfließen lassen. Dazu gehört insbesondere, weichen Standortfaktoren bei der Industriepolitik mehr Gewicht zu verleihen. Gleichzeitig müssen die städtischen Planer bereit sein, der Industrie wieder mehr Raum zu geben.

Die Unternehmen der Zukunft brauchen gute Mitarbeiter, Wissen und Innovationen. Wenn es gelingt, dies wieder stärker im urbanen Raum miteinander zu verknüpfen, ohne dabei städtisches Leben zu belasten, können alle davon profitieren: Bürger, Unternehmen, Verwaltung und Politik.

Ihr Projektteam „Future Urban Industries“

Berlin, 15. Juni 2012